Rückblick:
The Africa of German, Chinese and African Media

28.12.2013

Gäste:


Cobus VAN STADEN, südafrikanischer Journalist, Medienwissenschaftler an der University of the Witwatersrand, Johannesburg, und einer der Betreiber des Blogs chinaafricaproject.com


Lutz MÜKKE, ebenfalls Medienwissenschaftler und Journalist sowie Autor des Buchs “Journalisten der Finsternis” über die Afrika-Berichterstattung deutscher Medien



Moderator:

Falk HARTIG, Chinawissenschaftler an der Universität Frankfurt, promovierte über Konfuzius-Institute und chinesische Kulturdiplomatie.



Zeit:

22.11.2013, Berlin


Die deutsche Afrika-Berichterstattung fußt auf erstaunlich wenigen Pfeilern. Lediglich etwa 25 Korrespondenten, so Lutz Mükke, sind für deutsche Medien auf dem afrikanischen Kontinent tätig. Der Fokus habe in den vergangenen Jahrzehnten auf „K-Berichterstattung“ – Kriege, Krisen, Krankheiten – gelegen. „Die meisten deutschen Medien haben kein längerfristiges Konzept, wie aus Afrika zu berichten sei“, sagte Mükke. „Sie lassen sich von der tagesaktuellen Nachrichtenlage treiben.“ Laut Mükke gibt es eine erstaunliche geringe Afrika-Kompetenz in deutschen Redaktionsräumen. Es komme vor, dass ein einzelner Redakteur für Afrika, Osteuropa und dazu noch die Vereinten Nationen zuständig ist. Eine postitive Ausnahme sei die taz, die Afrika als eine von wenigen Zeitungen ernst nehme.

Mükke macht für die katastrophenfokussierte Afrika-Berichterstattung nicht allein das gängige „Schlechte Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten“-Paradigma verantwortlich, sondern führt sie auch auf die PR-Einflüsse der zahlreichen NGOs zurück, die in Afrika tätig sind. Es gebe eine Hilfsindustrie, die sehr direkt davon profitiere, wenn deutsche Medien Katastrophengeschichten und -bilder aus Afrika verbreiten. Deshalb sei es bei vielen NGOs üblich, dass sie Journalisten dazu bewegen, über ihre Projekte oder zumindest „ihre Themen“ zu berichten – nicht selten übernehmen sie großzügig deren Reisekosten. Allerdings, so Mükke, entwickle sich innerhalb der deutschen Medien in letzter Zeit immer mehr ein Bewusstsein dafür, wie verzerrt und einseitig ein solches Bild von Afrika ist.

Cobus van Staden stellte den 25 deutschen Afrika-Korrespondenten das kürzlich eröffnete Kenia-Büro des chinesischen Staatsfernsehens CCTV in Nairobi gegenüber, in dem 40 chinesische und 70 afrikanische Journalisten arbeiten. CCTV Africa arbeite noch nicht profitalbel, so van Staden. „Aber es herrscht ein Gefühl vor, dass der Zug so langsam den Bahnhof verlässt – und CCTV möchte mit von der Partie sein, wenn der afrikanische Markt so richtig Fahrt aufnimmt.“ Laut van Staden ist das bereits jetzt der Fall. Der afrikanische Medienmarkt „explodiere“ derzeit regelrecht. Al Jazeera, BBC und Russia Today haben allesamt Afrika-Dependancen eingerichtet.

CCTV folgt dem Beispiel von Al Jazeera, eine nichtwestliche Perspektive auf Afrika zu bieten, sagte van Staden. „China und Afrika teilen die Erfahrung, von westlichen Medien schlechtgeredet zu werden – oder zumindest, zum bloßen Gegenstand der Berichterstattung degradiert zu sein, ohne eigene Stimme.“ Diese gemeinsame Erfahrung verleihe chinesischen Medien in Afrika eine gewisse Attraktivität, die dem afrikanischen Publikum ein positiveres, ermutigenderes Bild von Afrika bieten. „Was diese Medien versuchen, ist eine Art Verbrüderung des ‚Chinesischen Traums‘ und des ‚Afrikanischen Traums‘“, so van Staden: Träumen von größerer Gerechtigkeit, von mehr Selbstvertrauen und von einer eigenen, starken Stimme in der Welt.

Text: Markus Wanzeck
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